Hilfe, ich bin authentisch – Folge 8

Zu dem Wunsch ein normales Leben zu leben gibt es viele Vorstellungen. Allen Gedanken voran: „Kann es denn nicht mal problemlos laufen?“ Die Scheu vor Konflikten macht es uns oft nicht leichter. Das „Harmonie-Burnout“ verlangt sehr viel von allen, die nichts unversucht lassen, um dem eigenen Bild von Harmonie zu entsprechen oder andere mit einbinden zu wollen. Alle Achtung! Das ist ein harter Job. Vor allen Dingen das notwendige Durchhaltevermögen, Engagement, oder die Rolle als Organisationstalent, das alle Fäden in der Hand hält. Ohne Zweifel werden hierdurch viele eigene Ressourcen entdeckt. Ohne Ziel keine Motivation.

 

Wir üben also in vielen schwierigen Situationen unsere Fähigkeiten, ohne zu merken, worin wir mittlerweile Experten sind. Vielleicht könnte man auch sagen, dass wir heimlich unsere Authentizität üben, womit wir uns zum Wohle der anderen so verausgaben. Wenn wir die gleichen Fähigkeiten nur für uns einsetzen sollen, dann kommen oft die ersten Blockaden. Die Vorstellung, den Einsatz zu unterlassen, führt manchmal zur Schnappatmung. Mutter Theresa oder Vater Abraham könnten arbeitslos werden und den Sinn aus den Augen verlieren. Das ist gar kein schönes Gefühl. Und wie von Zauberhand sind alle bisher „heimlich“ gelernten Fähigkeiten nicht mehr greifbar. Einsamkeit, keine Anerkennung, Isolation oder nicht gebraucht werden sind Gefühle, die nicht gerne gespürt werden wollen.

 

Die Erkenntnis, dass wir aufgrund solcher negativen Gefühle diesen harten Job angenommen haben bringt uns zum ersten Mal zu uns selbst. Wie wertvoll kann es dann doch sein, sich die Ressourcen zu betrachten, die wir selbst entwickelt haben, um uns in unserer Authentizität zu unterstützen bzw. den negativen Gefühlen zu begegnen. Das ist auch Arbeit, die jedoch nicht in ein „Harmonie-Burnout“ führt. Viele Zweifel warten noch am Wegrand, die auch ihre Berechtigung haben. Eigentlich sind diese Gefährten freundlich, weil sie uns in eine Ambivalenz bringen, die eine Entscheidung möchte. Wenn ich länger in der Ambivalenz bleibe, dann hat es oft den Nachteil, dass alles stagniert. Oft gibt es eine Seite in uns, die ein Bedürfnis hat und die andere Seite ein Szenario eröffnet, dass Angst macht und deshalb eine Entscheidung unmöglich erscheint. Manchmal bringt eine Vogel-Strauß-Haltung die erhoffte Linderung, leider bietet diese keine Nachhaltigkeit. Ja, was um Himmelswillen soll ich denn jetzt nur machen? Nur keine Panik, irgendwie schaffe ich das oder es scheint unüberwindbar, dann kommt der Körper zu Hilfe und übernimmt die Lösung. Jetzt haben wir beispielsweise Rückenschmerzen, die wenigstens behandelt werden können. Endlich kommt hier auch Hilfe von außen. Zuwendung heißt das Zauberwort. Manchmal ganz auf Rezept. Endlich, aufatmen. Leider hat uns niemand erklärt, wie wir unbeschadet authentisch werden können. Die Benimmregeln bestimmten unser Handeln und die Zugehörigkeit. Und jetzt soll ich dagegen sein? …Folge 9 in 14 Tagen