Seit dem 01.01.2022 ist die ICD-11-Klassifikation in Kraft getreten!

Die Verunsicherung für angehende HeilpraktikerInnen Psychotherapie im Hinblick auf die anstehende Überprüfung ist dabei häufig groß.

  • Ist nun der gesamte Lernaufwand hinfällig?
  • Muss nun ein ganz neues Klassifikationssystem gelernt werden?

Die Antwort ist einfacher als vermutet – Nein!

Laut dem BfArM, Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte und seit Mai 2020 Rechtsnachfolger des DIMDI, „wurde [die ICD-11] im Mai 2019 von der WHA72 (72. World Health Assembly) verabschiedet und trat am 01. Januar 2022 in Kraft. Erst nach einer flexiblen Übergangszeit von 5 Jahren soll die Berichterstattung nur noch ICD-11-kodiert erfolgen. […] Die Einführung der ICD-11 in Deutschland zur Morbiditätskodierung (Kodierung von Erkrankungen) wird aufgrund der hohen Integration der ICD im deutschen Gesundheitswesen und der damit verbundenen Komplexität noch mehrere Jahre in Anspruch nehmen und kann auch die […] angedachte flexible Übergangszeit überschreiten.“ (Hier geht es zur offiziellen Webseite der BfArM)

Dies bedeutet, zum aktuellen Zeitpunkt und für die angedachte Zeit von mindestens 5 Jahren behält die ICD-10 ihre Gültigkeit und so war der bisherige Lernaufwand absolut nicht umsonst.

Weiter zu beachten ist, dass trotz aufkommender Veränderungen durch das neue Klassifikationssystem die allermeisten psychischen Störungen weiter bestand haben. Eine Depression bleibt immer noch eine Depression, und eine Panikstörung eine Panikstörung, mit den gleichen Leitsymptomen und Behandlungsempfehlungen wie zuvor auch. Es muss also nicht „alles neu gelernt“ werden. 

Für angehende HeilpraktikerInnen Psychotherapie ist es nicht notwendig die genauen ICD-Kodierungen zu kennen. Das Augenmerk liegt vor allem darin ein Störungsbild mit ihren Haupt- und Nebenmerkmalen zu kennen, sie ggf. in ihrem Schweregrad einschätzen und im Sinne der Differenzialdiagnostik, von anderen Störungsbildern unterscheiden zu können.

Perspektivisch wird es bei Einführung der ICD-11 in Deutschland  inhaltlich relevant werden, welche psychischen Störungen Eingang in das neue Klassifikationssystem gefunden haben, bei welchen Erkrankungen sich die Diagnosekriterien verändert haben und welche Störungsbilder nicht mehr zu finden sein werden.

Die ICD-11 liegt derzeit in Englisch vor, wobei die bisherige Übersetzungsleistung bei etwa 80% liegt. Für Interessierte, welche sich bereits jetzt mit Änderungen vertraut machen möchten,  finden u. a. auf der offiziellen ICD-11-Seite unter „Die Info“ eine Excel-Tabelle „ICD-10/ ICD-11 Zuordnungstabelle“ zum Download. Die ICD-10-Diagnosen werden hier, derzeit in Englisch, direkt in die ICD-11-Diagnose „übersetzt“.

Liebe Grüße aus Speyer

Das Team der Akademie für Psychotherapie